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Ich und Dieter nach Afrika - Ein durchgeknalltes Reiseabenteuer
Roman
Von Frankfurt am Main bis Swakopmund, Namibia



Zwei abgefackte Typen, denen niemand mehr was vormachen kann: der Erzähler, Kurt, und sein Arbeitskollege Dieter. Noch nicht die Ehren (?) ergraut, aber keine heurigen Hasen mehr. Auf Schicht in einer stinkigen Chemiebude in Frankfurt. Eine duale Idylle im tiefsten Alltagsgrau. Irgendwas geht schief in den Reaktionskesseln; höchste Alarmstufe, Blaulicht, Grünlicht, Rotlicht, die Suppe schäumt über. Irgendwas am Ventil. Gerade nochmal am großen Knall vorbei; aber die beiden hauen ab. Statt zum Betriebsleiter, zu dem sie sollen, hechten sie sich auf ihre Mofas.
Unterwegs auf der Straße nach Nirgendwo kam durch dummen Zufall Afrika aufs Tapet. Also zurück nicht, dann lieber dorthin, auch wenn's da Kakerlaken geben soll so groß wie Schäferhunde. Tja und damit beginnt eine chaotische Reise von Zweien, die es aufgegeben haben, das Bruttosozialprodukt zu steigern, bis weit ins Innere von Westafrika.
Die beiden Simplici Simplicissimi brechen auf, eher zufällig durch diesen chemischen Schicksalswink ermuntert, nicht etwas aus Affinität zu einer ausgewählten Gegend oder Landschaft. Beiläufig, wie heute halt wichtige Entschlüsse gefaßt werden. Sie brechen auf, eine Welt zu erobern. Mit sozusagen null Ahnung. Aber man wird ja irgenwie sehen. Und dieses 'Irgendwie' wächst sich, wie nicht anders zu erwarten, zu einem Kaleidoskop sinnlicher Erfahrungen aus, die Jules Vernes "Reise um die Welt in 80 Tagen" an Mannigfaltigkeit in nichts nachstehen. Wobei ein tragischer Zug eines ständig drohenden Scheiterns die ganze Erzählung grundiert. Wenn aber Widernisse auftauchen, verhilft eine aus der Verzweiflung geborene Bauernschläue und Findigkeit der beiden Deppen zu verblüffenden Heilungen.


Dazu Liebesfreud und Liebesleid oberhalb und unterhalb der Gürtellinie. Die Beiden, schicksalszusammengeschweißt, nach heftigen Streiten immer wieder zu traulichen Notgemeinschaften verbunden, überstehen gargantuanische Freßorgien, schmerzhafte Hungerperioden und niederschmetternde Wetterereignisse. Pandämonien wechseln mit rauschenden Festen. Die Welt wird in einem überhitzten Rausch irrer Hingabe bis zur Selbstaufgabe vereinnahmt, umarmt, aufgefressen und leergesoffen mit lachender selbstzerstörerischer Inbrunst.
Ein sattes, pralles Erleben wird hier aufgeblättert, so variantenreich und bunt, daß eine Realität sich schon große Mühe geben muß, um hier mithalten zu können. Man könnte es glatt metaphysisch nehmen und behaupten, daß hier ein Ausbruch stattgefunden hat (wollen wir ihn 'Paradigmenwechsel' nennen?) aus der Tristesse einer Existenz vorhersehbarer banaler Zeittotschläge in ein schmetterlingbuntes Abenteuerparadies, dessen Blütenstengel allerdings in gelegentlich stinkenden Sümpfen stehen. Was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut. Bringen die fragwürdigen sinistren Feuchtgebiete (ein Wort in vielen Mündern) doch immerhin das Odeur nach Hintergründigkeit, der man - das liegt in der Natur der Schreibe - sonst selten begegnet.
Umweht von den Duftfahnen zweier röchelnder Zweitaktmotoren tut sich ein Europa auf, das zu einer anderen Welt gehört, und ein Afrika, das niemand kennt. Sollte hieraus ein Reiseführer geschrieben werden, zerfiele die Menschheit in zwei Hälften, in eine, die sich sofort auf die Socken machte - manche sogar auf einem Mofa - und eine andere, die sich fortan ihren Lebensbedarf ins Haus bringen ließe.
Die hinterhältigen Kuriositäten finden sich schon im Heimatland, und in Frankreich geht die Post so richtig ab. Eigentlich ist alles gefährlich gegenüber zwei Simpeln, die erst begreifen, wenn's eigentlich schon vorüber ist: Verlockung der Genüsse, undeutbar Unbekanntes, Bilsenkrauträusche und Paris mit Gourmetorgien: mit Cognac anal aufgepumpte Ochsenfrösche, die gegart werden, indem man sie zur Selbstexplosion entzündet. Pardauz, guten Appetit!
Bei einer solchen Karusselfahrt erübrigt sich die Frage nach Authentizität des Erzählten. Jedenfalls fällt hier das alberne geflügelte Wort von der Imagination, die regelmäßig von der Wirklichkeit überholt wird, hintenüber. Wer auch würde es heute noch wagen, Karl May und Heinz Helfgen zu fragen, ob sie tatsächlich - Old Shatterhand in den Teton Ranges und Helfgen als Fallschirmspringer in Indochina waren?
Man kann die Story auch "Märchen" nennen, denn sie geht einigermaßen gut aus, wenn man es wohlwollend sieht: die beiden Zweiradritter werden im Paradies der von vergangen Zeiten hypnotisierten afrikanischen Deutsch-Südwester von einem Menetekel heimgesucht. Der Afrikatraum ist ausgeträumt! Sind nun die Beiden gescheitert? Der Leser wird sich selbst ein Bild machen.


Was bewirken Schelmenroman wie dieser? Sie führen mit ihrer aggressiven Naivität den Menschen zu Grundwahrheiten zurück, wobei Möglichkeiten für einen frischen Neuanfang eingerosteter Denke nicht unmöglich bleiben. Das macht sie manchmal ärgerlich und oftmals schmerzhaft anstrengend. Leser, die ausschließlich einer kanonisch herkömmlichen Literatur frönen, sehen so etwas gar nicht gern. Deshalb ist das Genre der Schelmengeschichten so dünn besiedelt. Man will ja auch einen Fundus, der einen unübersehbaren Anteil an Destruktivem besitzt, tunlichst nicht zu üppig heranwachsen lassen. Ein solches wäre ja vielleicht sogar ... Hat da einer 'Nihilismus' gesagt? - Frau Nachbarin, euer Fläschen!

Wir lesen hier und denken: Ein hübsch ausdrucksvoller Schlag ins gutmenschentümliche Gesicht der political correctness-Apologeten. Das Klatschen hallt so ausdrucksvoll in die Amtsstuben der die Gesellschaftsprobleme verwaltenden Treuhandorganisationen politischer Offenbarungseidableger. Welch ein frischer Odem bläst da in die miefdurchtränkten Schreibstuben literarischer Problembewältiger des Neopositivismus. Welch ein befreiendes Lachen schallt in die Flüsterstuben traditionsfrenetischer Moralliteraturwächter! Im Grunde ist das Buch ein Manifest mit einer Absage an die selbstgerechten Rechtschaffenheiten eines bildungsgesättigen Bürgertums, dem noch nicht aufgegangen ist, daß es schon längst nicht mehr existiert.
Wenn's auch jeder verabscheuen wird: Das Buch steht in meinem Bücherschrank nahe den Werken des ollen Geheimbderates aus Weimar. Warum auch nicht? Immerhin findet man hier in den klappernden Synkopen wahrscheinlich unwahrscheinlicher hypertropher Begebnisse, schaut man genauer hin, die Universalität einer umfassenden Weltsicht, Menschsicht, Seinsicht eines von seiner Zeit geprägten überscharfen Beobachters, hingerotzt in der Gossensprache der arglosen aber pfiffigen jugendlichen Malocher aufer Schicht. In gehobenerer Sprache schilderte dies Goethe in den Leiden und Anfechtungen seiner Protagonisten im "Werther", in den "Wahlverwandtschaften" und im "Wilhelm Meister". Im Faust schließlich dann die Überweltsicht.
Mit letzerem hält sich der vorliegende Roman nicht auf. Das ist nicht seine Profession, und dazu ist seine geschilderte Reise selbst nach unseren Zeitbegriffen zu hitzig. Aber auch er schickt seine beiden Typen durch alle Affekte des Begehrens, des Leidens, der Erfüllungen und Entziehungen, der Genüsse und der Niederlagen. Und das, gemäß Luthers Apercu, man solle dem Volk aufs Maul schauen, in dem unmißverständlichen Jargon der heutigen Subkultur. Dabei so echt und lebensnah, daß man vor Begeisterung gleich ein Freundenfeuer aus einigen zeitgenössischen Romanen (deren Titel hier verschwiegen sein sollen), auf einem Berliner Platz, (dessen Name hier verschwiegen sein soll), entzünden möchte. 'Fiat modes, pereat ars'! möchte man dazu deklamieren, wobei allerdings 'ars' in seiner Kurzform ohne 'ch' im Erzählerton gar nicht vorkommt.

Apropos Erzählerton: Wem die Sprache des Erzählers fremdartig vorkommt, der befindet sich bekanntermaßen auf einer höheren kulturellen Ebene. Der wäre auch nicht mit einer Mofa von Frankfurt nach Swakopmund gegondelt, sondern hätte die Frankfurter Allgemeine stattdessen gelesen. Daheim. Die heutige subkulturelle Wandervogelbewegung dagegen setzt auf Risiko. Ihre Sprache ist direkt an der Sache, wenn's sein muß säuisch, illusionslos, und zupackend. Der Autor ist mitten drin, aber er versteht es auch, den literarischen Impetus nicht aus den Augen zu lassen. Seine Hintergründigkeit, manchmal untergehend in den rüden sprachlichen Ausbrüchen der Agierenden, kommt eleganter daher; manchmal in lakonischer Kürze: (Ein Ausflugsschiff am Loreleifelsen): ... "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ..." scholl's über die Wellen. Wußten wir auch nicht, und so schlugen wir uns den Anblick schnell aus dem Sinn." (bei Bedarf zweimal lesen!) - Solches geht über eine Lachnummer hinaus. Man lacht und wird dann recht nachdenklich, wenn einem der Doppelsinn des Liedfetzens durch das Unverständnis der beiden Reisenden hervorgehoben wird.

In Kürze: Mann kann den zweibändigen Roman lesen oder es sein lassen. Wer einmal begonnen hat, wird es nicht mehr sein lassen. Wer es von vorneherein sein läßt, dem wird nichts an philosophischem Geist entgangen sein. Er wird auch keine wichtigen reiseführerischen Informationen über Land und Leute versäumt haben. Ansonsten aber wird ihm einiges entgangen sein. Wäre er über den hier unzweifelhaft vermittelten Joke hinaus mit einiger Einfüllung an den Text gegangen, hätte er sogar Wichtiges versäumt.

Was schreibt denn dieser Wolfgang M. Epple sonst noch?

Michael von Swiontek
Literaturexperte und Autor
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WOLFGANG  M.  EPPLE                  Kunstmaler - Graphiker - Autor
- das Atelier